Titelverteidiger HSG Wetzlar: Folgt der dritte Streich in der Heide?
Die HSG Wetzlar und der Internationale Heide-Cup in Schneverdingen - das ist eine Kombination, die passt. Dreimal reisten die Mittelhessen bisher an und dreimal zogen sie ins Finale ein. 2014 und 2016 gewann das Team von Kai Wandschneider den Pokal, 2015 unterlag die HSG im Finale. „Natürlich fahren wir mit guten Erinnerungen nach Schneverdingen“, freut sich Manager Björn Seipp auf die erneute Teilnahme, denn mit dem Turniersieg habe man sich immer „jede Menge Selbstvertrauen“ geholt.
Das zahlte sich in der Tat aus: Die HSG stellte in der DKB Handball-Bundesliga mit 41 Zählern einen neuen Punkterekord auf und schloss die Saison auf dem sechsten Rang ab - die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte. Dieser Erfolg ist umso beeindruckender, wenn man den großen Umbruch miteinbezieht, den das Team vor der vergangenen Spielzeit durchmachte. Acht Abgänge standen sieben Neuzugängen gegenüber, doch Kai Wandschneider formte aus dem neu zusammengewürfelten Spielerpool eine mehr als konkurrenzfähige Truppe. „Ich habe selten in meiner Trainer-Karriere eine Mannschaft erlebt, die einen so starken Charakter hat“, schwärmte der erfahrene Coach nach dem letzten Saisonspiel. „Das liegt zum einen an den einzelnen Spielern selbst, aber auch an dem Teamgeist, dem Spirit, der in der Mannschaft herrscht.“
Mit Teamgeist will die HSG auch in der kommenden überzeugen - zumal ein Umbruch diesmal ausblieb. In Alexander Hermann (Bergischer HC), Olle Forsell-Schefvert (IK Sävehof) und Nachwuchstalent Tim Rüdiger (eigene Jugend) stoßen lediglich drei Akteure neu zum Kader. Auf der Liste der Abgänge stehen ebenfalls nur drei Namen. Emil Berggren zieht es nach CYEB Budakalász und Tobias Hahn schließt sich Nachbar TV Hüttenberg an. Am schwersten wiegt der Abgang von Philipp Weber. Der Nationalspieler avancierte mit 224 Treffern zum Torschützenkönig in der DKB Handball-Bundesliga und ist nach nur einem Jahr in Mittelhessen nach Leipzig zurückgekehrt.
Neben Weber schlug auch ein weiterer der sieben Neuzugänge in der vergangenen Spielzeit voll ein: Torwart Benjamin Buric spielte auf einem konstant hohen Niveau und füllte die Fußstapfen von Andreas Wolff damit auf Anhieb aus. Wandschneider bescheinigte zudem Kreisläufer Jannik Weber eine „Leistungsexplosion“ und lobte explizit die Flügelzange Kristian Björnsen und Kasper Kvist. An seinem Image als Ausbildungsverein hält Wetzlar jedoch weiterhin fest - wenn auch „auf einem höheren Niveau.“, wie es Wandschneider formuliert. „Wir bilden inzwischen Spieler aus, die in ihre Nationalmannschaften zu Stammspielern berufen wurden.“
Die Arbeit mit jungen Spielern bleibt somit - ebenso wie eine Verbundenheit zur Region - in der Vereinsphilosophie verankert. 1998 stieg die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen sechs Jahre nach ihrer Gründung in die erste Bundesliga auf, doch auch, wenn der Klassenerhalt regelmäßig gelang, fehlte zunächst die Kontinuität. Auf Trainer Velimir Petkovic (1998 bis 2004) folgten innerhalb von acht Jahren acht Trainer, bevor Kai Wandschneider im März 2012 übernahm. Der 57-Jährige ist der Baumeister des Wetzlarer Erfolgs, verlängerte im November seinen Vertrag um weitere zwei Jahre und wurde unlängst zum „Trainer des Jahres“ gewählt. Unter seiner Regie will die HSG in ihrer inzwischen 20. Erstligasaison in Serie an den sechsten Platz anknüpfen.